Numismatik

Video: Goldbarren-Fälschungen erkennen

Wie Edelmetall-Anleger sich schützen können:

Betroffene stellen oft erst nach vielen Jahren fest, dass sie tausende Euro verloren haben: Goldbarren-Fälschungen sind ein ernstes Problem, insbesondere im Handel mit Privatpersonen. Auf den ersten Blick sind die Fakes nur schwer zu enttarnen. Doch wer genau hinsieht, erkennt schnell deutliche Unterschiede. Häufig verraten sich die Betrüger ganz plump anhand von Verkaufspreisen, die zu schön sind, um wahr zu sein.

Als die Kriminalpolizei im Jahr 2015 in einem Berliner Villenviertel zuschlug und den Stammsitz einer umstrittenen Stiftung regelrecht auf den Kopf stellte, konnten selbst erfahrene Ermittler ihren Augen nicht trauen: In den Tresoren der Stiftung, die die Einlagen ihrer Kunden gewinnbringend in Goldbarren anlegen und verwahren wollte, befand sich eine variantenreiche Sammlung an Goldbarren-Attrappen. Viele der gefälschten Goldklötze, so war es damals in der Tagespresse zu lesen, wiesen nicht einmal annähernd das Gewicht auf, das auf den Barren aufgeprägt war. Über 6.000 Anleger sollen von dem Skandal betroffen sein und so über 50 Millionen Euro versenkt haben.

Goldbarren-Fälschungen aus Messing oder Wolfram

Während der Berliner Goldskandal für großes Aufsehen sorgte, wird bis heute bedauerlicherweise vergessen, das praktisch täglich ahnungslose Investoren mit gefälschten Goldbarren übers Ohr gehauen werden. Der Gesamtschaden dieses täglichen Goldbetruges lässt sich nicht beziffern. Doch die Dunkelziffer ist vermutlich dramatisch hoch. Dabei bemerken die meisten Betroffenen erst nach vielen Jahren, dass ihr Goldbarren gar nicht aus Gold besteht. Stattdessen hat man im schlimmsten Fall Nachahmungen aus Messing (siehe Titelbild) oder – etwas aufwendiger – aus Wolfram. Bevorzugt in Internetauktionen und Kleinanzeigenportalen werden die Goldbarren-Fälschungen offeriert. Häufig bestellen die Betrüger sie für ein paar Euro pro Stück direkt auf einschlägigen Handelsplattformen in Fernost und geben sie nun auf dem deutschen Markt weiter.

Geschickte Formulierungen verwirren

Wer sich auf Auktionsplattformen umschaut, bekommt früher oder später den Eindruck, dass viele dieser Goldbarren-Verkäufer genau wissen, was sie tun. Mit geschickten Formulierungen werden bewusst Missverständnisse erzeugt, um im Falle eines Gerichtsverfahrens auf der sicheren Seite zu sein. So ist häufig zu lesen, dass der Barren nicht auf Echtheit geprüft werden konnte, da er sich noch in der Originalverpackung des Herstellers befinde. Dass moderne Röntgenfluoreszenz-Prüfgeräte auch durch eine solche Plastikhülle hindurch messen können, unterschlagen die dubiosen Verkäufer. Eigentlich dürfen Fälschungen und Barren in Onlineauktionen nicht verkauft werden. Diese Vorgabe ergibt sich nicht nur aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch, sondern auch aus den Allgemeinen Geschäftsbedingungen besagter Plattformen. Doch ein wirksamer Schutz gegen gefälschte Goldbarren ist kaum zu beobachten.

Auf den ersten Blick gut gemacht

Besonders stark betroffen von dieser Fake-Pest ist die australische Perth Mint. Deren Goldbarren zählen zu den beliebtesten Produkten auf dem Edelmetall-Markt und sind daher in das Visier von Fälschern geraten. Der Standardbarren zu einer Unze, sicher verpackt in einem Hartplastik-Blister, wird besonders häufig als Nachahmung angeboten. Auf den ersten Blick gibt es kaum Unterschiede zwischen Original und Fälschung zu erkennen.

Perth Mint-Standardbarren: Original und Fälschung im direkten Vergleich

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Fälschung
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Original

… auf den zweiten nicht

Beim genaueren Hinsehen fallen allerdings deutliche Unterschiede auf. Eine besonders weitverbreitete Nachahmung des Ein-Unzen-Goldbarrens der Perth Mint befindet sich in einem grünlich eingefärbten Blister . Dieser ist mit einer leichten Plastikschutzfolie überzogen, die üblicherweise an den Rändern abblättert. Im unteren Bereich des Blisters ist der Begriff „CertiCard Security Case“ vermerkt. Bei dieser Gestaltung handelt es sich allerdings um ein Phantasieprodukt. So ist der Hintergrund offizieller Blisterkarten der Perth Mint schwarz gestaltet und zeigt zudem einen halbtransparenten Aufdruck des Schwans aus dem Logo der Prägestätte. Außerdem ist im unteren Bereich von einer „CertiCard“ nichts zu lesen. Stattdessen findet sich dort der Hinweis „The Perth Mint tamper-evident case“. Bereits im Jahr 2015 hat die Perth Mint den Fälschungsfall in ihrem Blog offengelegt.

Degussa-Standardbarren: Original und Fälschung im direkten Vergleich

Kampf um die eigene Marke

Doch nicht nur die Perth Mint hat unter dem kriminellen Treiben zu leiden: In der Angebotspalette der Großhändler aus Asien befinden sich auch gefälschte Barren von renommierten Herstellern wie der Credit Suisse sowie Argor-Heraeus und PAMP. Betroffen waren zwischenzeitlich auch Barren des deutschen Produzenten Degussa. Diese sind inzwischen aber größtenteils aus Onlineauktionen und sogar von den asiatischen Handelsplattformen verschwunden. Branchenkenner gehen davon aus, dass das Unternehmen im Gegensatz zu vielen anderen Prägestätten seine Markenrechte konsequent durchgesetzt hat. Jedoch ist auch bei Degussa-Barren weiterhin Vorsicht geboten, falls diese im Internet von Privatpersonen angeboten werden. Zudem verkaufen Fälscher auch Goldbarren, die es in der Geschichte des Goldes nie gegeben hat und bei denen es sich um Phantasieprodukte von Zeitgenossen mit einem abenteuerlichen Geschichtsverständnis handelt. So finden sich auf manchen Goldbarren Symbole aus dem Dritten Reich, beispielsweise das Eiserne Kreuz oder das Hakenkreuz.

PAMP-Standardbarren: Original und Fälschung im direkten Vergleich

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Fälschung
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Original
Auch wenn es sich bei Goldbarren-Fälschungen um eine konstante Bedrohung für Anleger und Sammler handelt, können sich Goldfreunde mit ein paar wenigen Kniffen schützen. So empfiehlt beispielsweise die Perth Mint als wichtigste Verhaltensregeln zum Schutz gegen Fälschungen, ausschließlich bei anerkannten Edelmetallhändlern zu kaufen und private Angebote grundsätzlich zu meiden. Und häufig haben sich die Betrüger schon dadurch enttarnt, dass sie ihre Goldbarren-Fälschungen weit unterhalb des aktuellen Weltmarktpreises für Gold anbieten.

Diese 3 Tipps helfen im Verdachtsfall weiter:

1. Magnet

Um bei einem Goldbarrenkauf, insbesondere privater Natur, auf der sicheren Seite zu sein, sind ein paar einfache Hilfsmittel erforderlich. Hier sollte der erste Handgriff einem Magneten gelten. Denn Gold ist diamagnetisch – es wird also vom Magneten abgestoßen. Übliche Bestandteile eines Fake-Barrens – zum Beispiel Eisen, Kobalt oder Nickel – werden dagegen angezogen. Bei Messing reagiert ein Magnet überhaupt nicht.

2. Gewicht

Bei einem Privatkauf sollte die Ware im nächsten Schritt unbedingt vorher mit einer Feinwaage geprüft werden. Denn die üblichen Goldbarren-Fälschungen weichen aufgrund der minderwertigen Materialauswahl mit Kupfer, Wolfram oder Messing meistens deutlich vom aufgeprägten Gewicht ab.

3. Farbe

Kritisch beäugt werden sollte zudem die Farbe: Gefälschte Barren weisen häufig einen Farbton auf, der von der üblichen Gold-Farbe deutlich abweicht: Sie glänzen eher gelblich oder orangefarben.

GOLDBARREN IM SHOP

Bildnachweise: Fotos der Fälschungen von Sebastian Wieschowski. Aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit wurde auf Originalfotos aus offiziellem Pressematerial von Perth Mint, Degussa Goldhandel sowie PAMP Suisse zurückgegriffen.