Numismatik

Falscher Willi: Moderne Kaiserreich-Fakes enttarnen

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Gefälschte Kaiserreich-Münzen sicher erkennen

Die deutschen Münzen von 1871 bis 1919 sind beliebt, nicht nur bei Numismatikern – in Fake-Shops zählen sie zu den meistverkauften Sammelgebieten. Allerdings lassen sich gefälschte Kaiserreich-Silberlinge anhand einiger weniger Details leicht enttarnen.

Das Deutsche Kaiserreich ist für viele Münzfreunde der Einstieg in die Numismatik, denn es hält nicht nur prächtige Münzgestaltungen bereit, sondern auch Sammlerstücke in jeder Preiskategorie. Die Beliebtheit des Kaiserreichs als Sammelgebiet hat allerdings auch dubiose Gestalten auf den Plan gerufen: Ein Blick auf einschlägige Handelsplattformen aus Asien macht deutlich, dass Kaiserreich-Prägungen zu den meistgefälschten Münzen weltweit zählen. Egal, ob Kaiser Wilhelm II. oder seine Fürstenkollegen aus den deutschen Gliedstaaten – es gibt nichts, was nicht gefälscht wird. Sogar seltene Probeprägungen werden in Asien nachgeahmt.

Randschrift: Nicht glatt oder geriffelt, sondern „Gott Mit Uns“

Die meisten Fälschungen aus dem Kaiserreich lassen sich allerdings mit einfachen Mitteln enttarnen, denn die Fälscher geben sich bei den massenhaft hergestellten Nachahmungen wenig Mühe. Eines der wichtigsten Erkennungsmerkmale: die Randschrift. Während eine Fünf-Mark-Münze aus dem Kaiserreich den Schriftzug „GOTT MIT UNS“ sowie Arabesken aufweist, sind die meisten Fälschungen wahlweise mit einem glatten Rand oder einem Riffelrand ausgestattet. Und wenn eine Randschrift nachgeahmt wird, ist diese meist nur sehr oberflächlich zu sehen. Denn bereits vor hundert Jahren kamen im Kaiserreich hochwertige Rändelungswerkzeuge zum Einsatz, die für die Fälscherwerkstätten des 21. Jahrhunderts offenbar zu aufwändig sind. Die Randschrift kommt auch bei Drei-Mark-Münzen zum Einsatz, die Prägungen zu zwei und einer Mark weisen einen geriffelten Rand auf.

Stempeldrehung: „Französische Prägungen“ haben im Kaiserreich nichts verloren

Bei der Fälschung von historischen Kaiserreich-Münzen begehen die Fälscher häufig einen Fehler, der sehr leicht zu enttarnen ist: Die gefälschten Münzen weisen eine so genannte „französische Prägung“ auf. Damit wird eine um 180 Grad gedrehte Prägung auf der entgegengesetzten Seite der Münze verstanden. Das heißt: Wird die Münze kopfüber um 180 Grad gedreht, beispielsweise von dem Herrscherbildnis auf den Reichsadler, erscheint das jeweils umseitige Motiv nicht „auf dem Kopf stehend“. Dies müsste bei Originalen aber der Fall sein, denn „französische Prägungen“ kamen im Kaiserreich nicht zum Einsatz. Deshalb: Im Zweifel die Münze einfach um 180 Grad kippen. Stehen Herrscher oder Reichsadler nicht auf dem Kopf, handelt es sich um eine Fälschung.

In der folgenden Grafik sehen Sie eine direkte Gegenüberstellung der Fünf-Mark-Umlaufgedenkmünze „Universität Leipzig“ aus Sachsen aus dem Jahr 1909:

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Gesichtskontrolle beim König

Neben diesen offensichtlichen Fälschungsmerkmalen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Details, welche bei der Prüfung einer Kaiserreich-Münze von Bedeutung sind: Grundsätzlich sollte immer auch die Herrscherdarstellung auf der Bildseite genau betrachtet werden. Details wie die Augenpartie, Haare, Ohren oder die Uniform werden auf Fälschungen meist nicht so fein dargestellt oder sogar völlig anders abgebildet. Hier empfiehlt es sich stets, das Foto eines nachweislichen Originals danebenzulegen, beispielsweise aus einem Münzkatalog. Besonders hilfreich ist die Darstellung der Haare – sie ist auf Kaiserreich-Münzen sehr detailverliebt, auf den meisten Fälschungen hingegen äußerst grob.

Fälscher haben keine Zeit für historisch akkurate Details

Nach der „Gesichtskontrolle“ von König, Kaiser und Co. kann auch die Wertseite leicht Aufschluss über die Authentizität der Münze geben: Das Brustschild des Reichsadlers weist ein Wappen mit vier Feldern auf, davon zwei glatt und zwei schraffiert. Dieses Brustbild wird auf manchen Fälschungen ganz weggelassen, auf anderen nur grob dargestellt. Es ist jedoch nicht nur ein nützliches Detail zur Feststellung der Erhaltung einer Kaiserreich-Münze, sondern auch ein Erkennungsmerkmal für die Echtheit der Münze. Ebenso ist ein Blick auf die Schrift auf der Wertseite empfehlenswert: Die Serifen, also die kleinen Verschnörkelungen am Ende der einzelnen Buchstaben des Schriftzuges „Deutsches Kaiserreich“, sind bei Fälschungen oft gar nicht zu sehen oder nur äußerst grob dargestellt.

Der direkte Vergleich mit einem Original macht deutlich, auf welch hohem Niveau man bereits vor über hundert Jahren die Münzen für den Umlauf prägen konnte, während sich die Fälscher von heute kaum Mühe geben.

Diese Grafik zeigt Original und Fälschung eines Mark-Stückes aus dem Kaiserreich:

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