Numismatik

DM-Komplettsammlung

Bundesdeutsche Gedenkmünzen der Vor-Euro-Ära

Die Gedenkmünzen-Kollektion der Bundesrepublik Deutschland beginnt nicht erst im Jahr 2002! Neusammlern, die nur den Euro kennen, muss man das manchmal erst ins Gedächtnis rufen.

Jahrzehntelang des deutschen Sammlers liebstes Kind, sind die D-Mark-Gedenkmünzen durch die Begeisterung für den Euro etwas in den Hintergrund getreten. Aber viele Neusammler haben mitt- lerweile erkannt: die Bundesrepublik-Sammlung fängt nun einmal nicht mit dem Euro an.

Komplettsammlung der D-Mark-Gedenkmünzen

Die Gedenkmünzen in D-Mark-Währung sind ein unverzichtbarer Bestandteil der westdeutschen Nachkriegs-Numismatik. D-Mark-Gedenkmünzen werden aber immer seltener. Nur noch Bruchteile der einstigen, oft hohen Prägeauflagen sind noch erhalten.

Man schätzt, dass – je nach Münze – bis zu 90 Prozent der ursprünglich geprägten Auflagen den Sammlern nicht mehr zur Verfügung stehen. Vor allem die Wirren der Euro-Umstellung sorgten für eine drastische Dezimierung der noch verfügbaren Stücke.

Viele Gelegenheitssammler tauschten ihre Gedenkmünzen zum Nennwert zurück, in dem Irrglauben, mit der Euro-Einführung verlören diese Münzen ihren garantierten Kurswert. Allerdings hat das Bundesfinanzministerium schon früh darauf hingewiesen, dass alle gesetzlichen Zahlungsmittel der Bundesrepublik Deutschland unbegrenzt ihren aufgeprägten Nennwert behalten und also auch in vielen Jahren noch bei den Bundesbankfilialen gebührenfrei in Euro umgetauscht werden können.

 

Sammlertraum: Bundesrepublik komplett

Die Sammlung der D-Mark-Gedenkmünzen ist eine aktuelle und zugleich wertbeständige Dokumentation der bundesdeutschen Geschichte. Sie vollständig zu besitzen, ist wohl der Wunsch der meisten Sammler hierzulande. Wer freilich keinen Kontakt zu einem zuverlässigen und lieferfähigen Händler hat, für den ist die Komplettierung dieser Kollektion eine echte Herausforderung: Rechnet man die sechs 10-Mark-Stücke zu den Olympischen Spielen 1972 in allen vier Prägezeichenvarianten mit, so wurden von 1952 bis 2001 insgesamt nicht weniger als 104 verschiedene deutsche Gedenkmünzen im Nennwert von 5 und 10 D-Mark geprägt!

Insbesondere in der höchsten Prägequalität „Polierte Platte“ sind solche Komplettsammlungen heute sehr wertvoll und höchst selten. Am Anfang der bundesdeutschen Gedenkmünzen-Serie stand das „Germanische Nationalmuseum“ (1952), das mit einjähriger Verspätung am 11. September 1953 an die Bankschalter gelangte. Die Auflage betrug, in Anlehnung an die höchsten Auflagen von Gedenkmünzen der Weimarer Republik, 200.000 Stück.

Im Gegensatz zu fast allen später geprägten Silbermünzen tauchte das „Germanische Museum“ zunächst häufiger im Zahlungsverkehr auf. Daher gibt es von dieser Münze viele Exemplare, die mehr oder weniger starke Gebrauchsspuren aufweisen.

In Besterhaltung ist der Pionier unter den bundesdeutschen Gedenkmünzen daher sehr gesucht und entsprechend wertvoll. Die Auflage der Sonderanfertigung in „Polierte Platte“ (höchste Prägequalität) war extrem gering. Nur 1240 Exemplare wurden nach neuesten Erkenntnissen geprägt. Das erklärt auch die Spitzenpreise, die diese Rarität heute erzielt.

1955 erschienen gleich zwei neue Silber-Gedenkmünzen: zum 150. Todestag des Dichters Friedrich von Schiller und zum 300. Geburtstag des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden. Zusammen mit der 1957 herausgegebenen Gedenkmünze „100. Todestag des Dichters Josef Freiherr von Eichendorff“ bilden sie die erlauchte Runde der legendären „Ersten Vier“.

Diese Münzen mit ihren Kleinauflagen erlebten eine grandiose Wertsteigerung und bilden heute die Spitzengruppe bundesdeutscher Gedenkmünzen. Mit der Ausgabe von 1979 zu Ehren des Vaters der Atomkernspaltung, dem Chemiker Otto Hahn, kam eine Zäsur – ähnlich wie 2011, als sich die Verantwortlichen nach anderen Prägemetallen umsehen mussten, weil der Materialwert der Münzen den aufgeprägten Nennwert zu übersteigen drohte.

Allerdings lag – im Gegensatz zu 2011 – im Herbst 1979 die Otto-Hahn-Münze bereits komplett fertig geprägt bei den Landeszentralbanken zur Auslieferung, als der Bundesfinanzminister die Ausgabe in letzter Minute stoppte. Die Silbermünzen wurden nach monatelangem Tauziehen schließlich auf Beschluss des Bundestages eingeschmolzen und durch neu geprägte Kupfer-Nickel-Stücke ersetzt.

 

1987: Start frei für 10-DM-Silbermünzen

Ein weiterer Einschnitt im Gedenkmünzen-Programm der Bundesrepublik Deutschland kam im Jahr 1987: die Rückkehr zum Silber als Prägemetall. Anlässlich des 750-jährigen Stadtjubiläums von Berlin wurde erstmals (mit Ausnahme der Olympia-Münzen von 1972) eine Münze mit einem Nennwert von 10 DM geprägt.

Die Ära der Silberzehner brachte so schöne Münzen wie „100. Todestag von Karl Zeiss“ oder „200 Jahre Brandenburger Tor“ hervor und endete am 5. September 2001 mit der Gedenkmünze „50 Jahre Bundesverfassungsgericht“. Der Ausgabeanlass für die dann folgende deutsche Sondermünze lautete: „Übergang zur Währungsunion – Einführung des Euro“ und erschien am 22. Januar 2002. Damit waren auch die Gedenkmünzen-Sammler im Euro-Zeitalter angekommen.