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10 Euro-Motive 2015
Es ist die Schlüsselszene der Erzählung von der Königstochter, die bei ihrer Geburt von einer Fee mit einem Fluch belegt wurde: An ihrem 15. Geburtstag sollte sie sich an einer Spindel stechen und mitsamt ihrem ganzen Hofstaat in einen 100-jährigen Schlaf verfallen.
Die Prophezeiung bewahrheitet sich und das Schloss wird von einem undurchdringlichen Dornengestrüpp überwuchert, das sich nach 100 Jahren in Rosen verwandelt. Jetzt gelingt es einem Prinzen, einzudringen und die Königstochter wach zu küssen. Die Randschrift ergänzt das Bildmotiv mit den Worten: „EIN HUNDERTJÄHRIGER TIEFER SCHLAF“. Der Entwurf zu der Gedenkmünze stammt von Marianne Dietz aus Berlin, die auch schon die 2014er Ausgabe der Serie „Grimms Märchen“ gestaltet hat.
Das Preisgericht in seiner Begründung: „Die im Zentrum schlafend dargestellte weibliche Figur wird in angenehmer Form von einer klug gewählten Typografie und pflanzlichem Ornament gerahmt, getragen von Sensibilität und Natürlichkeit.“ Der Wappenadler wird als ein adäquat gestaltetes Hoheitszeichen gelobt, das „in ähnlicher Weise wie die Figur der Bildseite plastisch feingliedrig durchformt ist und Würde ausstrahlt“.
Die Münzreihe startete 2012 mit einem Doppelporträt der Brüder Grimm, deren weltberühmtes Buch der „Kinder- und Hausmärchen“ als Erstausgabe 200 Jahre zuvor erschienen war. Das erste Märchenmotiv galt 2013 Schneewittchen und 2014 Hänsel und Gretel. Rotkäppchen erschien 2016 und zum vorläufigen Abschluss der sechsteiligen Serie gibt es 2017 die Bremer Stadtmusikanten.
200. Geburtstag Otto von Bismarck
Am 26. März 2015 erschien der Gedenkzehner zum 200. Geburtstag des ersten deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck, der damit erstmals auf einer offiziellen deutschen Münze geehrt wird. Besonders originell wirkt das von Michael Otto aus Rodenbach entworfene Siegermodell, mit dem es nach dem Urteil der Fachjury dem Künstler gelang, die Komplexität der Person Bismarcks, die sowohl Tradition als auch Moderne verkörperte, in einer „sehr eigenständigen Arbeit“ umzusetzen.
Zur reizvollen Idee mit der – vom Betrachter aus – rechts angeschnittenen Frontalansicht bemerkte das Preisgericht lobend: „Die En-Face-Ansicht ist handwerklich fein ausmodelliert.“ En Profil war dagegen die Ansicht, die der zweitplatzierte Christian Höpfner aus Berlin für sein Bismarck-Porträt wählte.
Die passende Randschrift der zu prägenden Gedenkmünze lautet: DIE POLITIK IST DIE LEHRE VOM MÖGLICHEN. Das Zitat entstammt Bismarcks „Gesammelten Werken“, in denen er stets betont, dass Politik seines Erachtens keine exakte Wissenschaft sei, die man lernen könne, sondern eine Kunst.
150 Jahre Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger
Die dritte deutsche 10-Euro-Gedenkmünze für 2015 erschien am 7. Mai und ist der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) gewidmet, die 150 Jahre zuvor am 29. Mai 1865 in Kiel gegründet wurde. Bei diesem Thema denken die meisten vermutlich zuerst an eine Rettungsszene auf stürmischer See.
Doch favorisierte das Preisgericht einen eher abstrahierenden symbolhaften Entwurf von Joachim Dimanski aus Halle (Saale), der sie „durch eine sehr klare Gestaltung, sowohl die formale als auch die inhaltliche Aussage betreffend, überzeugte.“ Gewürdigt wurde die Verschmelzung von Hansekreuz und Rettungsboot „zu einer strengen, fast abstrakten Gestalt“, wobei laut Jury die Kernsymbole der Rettung – Schiff und Hansekreuz – klar erkennbar blieben.
Und weiter heißt es in der anspruchsvollen Bildinterpretation: „Durch die Positionierung und den Anschnitt des Symbols sowie die seitlich versetzte Umschrift wird auf subtile Weise ein Hinweis auf das Element Meer gegeben.“ Das Hansekreuz als offizielles DGzRS-Symbol ist auch groß auf dem zweitplatzierten Entwurf von Waldemar Wronski aus Vienenburg abgebildet.
Die Beschriftung „SAR“ des Schiffes steht übrigens als international übliches Kürzel für offizielle Such- und Rettungsdienste (englisch: Search and Rescue) in der Luft- und Seefahrt. In der Preisgerichtssitzung wurde außerdem die Randschrift der 10-Euro-Gedenkmünze festgelegt. Sie nennt die Grundsätze des Seenotrettungsdienstes: FREIWILLIG · UNABHÄNIGIG · SPENDENFINANZIERT.
1000 Jahre Leipzig
Die Randschrift des Gedenkzehners „1000 Jahre Leipzig“, der am 2. Juli 2015 ausgegeben wurde, lautet: BÜRGERSINN · BÜRGERFLEISS · BÜRGERSTOLZ. Es sind die zentralen Schlagworte rund um die Feierlichkeiten zum bevorstehenden Jahrtausendjubiläum von Leipzig im Jahr 2015, die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der heutigen Messemetropole auszeichnen.
Dieser Aspekt dürfte auch bei der Vergabe des ersten Preises im dazugehörigen Münzwettbewerb eine Rolle gespielt haben. In der Beurteilung des Siegermodells von Anne Karen Hentschel aus Bischofswiesen heißt es: „Die Einbindung der Menschengruppe in die Leipziger Architektur weist auf die besondere Bedeutung des Bürgertums für die Geschichte Leipzigs hin“, worin sich der Entwurf von allen anderen eingereichten Arbeiten abhebt.
Formal spricht die stilisierte Darstellung an durch ihren Kontrast zwischen der aus dem Münzgrund heraustretenden Stadtsilhouette und den quasi darin eingravierten Umrissen einer Menschengruppe. Diese bildet somit im übertragenen Sinne das Fundament von Leipzig. Dazu lobte die Jury außerdem, dass „die künstlerische Gestaltung der Gesamtkomposition durch ihre hohe Qualität besticht."
Zum 500. Geburtstag des Renaissance-Malers Lucas Cranach dem Jüngeren erscheint im Oktober eine 10-Euro-Gedenkmünze, die das Signet des Künstlers zeigt, eine geflügelte Schlange.
Lebenslang stand er im Schatten seines berühmten Vaters und auch heute noch denkt man zuallererst an den um 1472 geborenen, äußerst produktiven sächsischen Hofmaler mit dem Namenszusatz „der Ältere“, wenn von Lucas Cranach die Rede ist. Doch auch Lucas Cranach der Jüngere, dessen 500. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, war ein Meister seines Fachs und bildgewaltiger Wegbegleiter der Reformation.
Er übernahm 1537 die Werkstatt seines Vaters in Wittenberg, in der zahlreiche herausragende Gemälde und Porträts entstanden sind. Vom Vater hat er auch das Wappen übernommen, das diesem vom sächsischen Kurfürst Friedrich dem Weisen 1508 verliehen worden war: eine geflügelte Schlange mit einer Krone auf dem Kopf und einem Rubinring im Maul.
Allerdings mit einer kleinen Änderung: trug die Schlage ursprünglich senkrecht aufgestellte Fledermaus-Flügel, so wurde daraus bei Lucas Cranach dem Jüngeren das Gefieder eines Vogels. Auch numismatisch ist dieser Wandel dokumentiert: Während auf einer DDR-Gedenkmünze zu 20 Mark, die 1972 zum 500. Geburtstag von Lucas Cranach d. Ä. erschien, die Fledermaus-Version zu sehen ist, prägt die 2015 erscheinenden Bundesausgabe das geänderte Künstlerwappen mit dem Vogel-Flügel.
Gestaltet wurde die neue 10-Euro-Gedenkmünze von Erich Ott aus München, dem die Jury für die „souveräne Umsetzung des gewählten Motives“ den 1. Preis im Künstlerwettbewerb zusprach. In der Beurteilung heißt es wörtlich: „Zur Schlange im feinen Relief passt gut die moderne Schrift, die in aller Klarheit den Geehrten mit seinen Lebensdaten nennt. Vorder- und Rückseite harmonieren in der Gestaltung, die alle Anforderungen an eine würdige Gedenkmünze der Bundesrepublik Deutschland im Vorfeld des großen Reformationsjubiläums 2017 auf das Beste erfüllt.“ Die Randschrift lautet: „DEM FUERTREFFLICHEN MALER“.