Numismatik
Bartkopeken - Quittung für die Bartsteuer
Unter der Bezeichnung Bartmarken oder Bartzeichen wurde von Zar Peter dem Großen (1682-1725) in Russland 1705 eine Marke eingeführt, die heute als Bartkopeke bekannt ist. Die Kupfermarken galten als Quittung für die bezahlte Bartsteuer, die jeder Bartträger zu entrichten hatte.
Geprägt wurde die Marke von der Moskauer Münzstätte. Als Motiv diente der namensgebende Bart, und eine Aufschrift wies darauf hin, dass es sich um einen Beleg für eine bezahlte Geldsumme handelte.
Die Bartkopeke mit Abbildung von Nase, Schnurr- und Kinnbart
Die Bartsteuer
Nachdem Peter I. von einer Europa-Reise in sein Reich zurückkehrte, ereilte ihn schnell der Eindruck, sein Reich würde hinter den modernen Nachbarn aus den Westen zurückliegen. Diese Defizite in Wissenschaft und Technik führte der Zar auf den traditionsbewussten Lebensstil seiner Gefolgschaft zurück.
Rückblickend auf seine Reise fiel ihm auf: Die Europäer tragen nur selten die buschigen Vollbärte, die er auf Moskaus Straßen jeden Tag zu Hauf sehen konnte. Auch die Kleidung seines Volkes wirkte auf ihn nicht mehr zeitgemäß. Verglichen mit der leichten, funktionalen Kleidung des Westens waren die prunkvollen Gewänder seiner Bediensteten schlichtweg unpraktisch. Deshalb führte Peter der Große die Steuer 1698 offiziell für sein Volk ein, nachdem er bereits die Bärte seiner Bediensteten zum Teil eigenhändig entfernt hatte.
Wer der Steuer entgehen, aber seinen Bart behalten wollte, hatte es schwer: Kontrollposten kontrollierten an Stadttoren jeden Barträger. Konnte dieser keine Bartkopeke aufweisen, wurde er radikal zwangsrasiert. Einige Menschen belastete die Bartsteuer so sehr, dass die das Land verlassen mussten. Besonders für Alt-Gläubige kam eine Rasur aus religiösen Gründen nicht in Frage.
Tatsächlich wurden Barträger in der Menschheitsgeschichte nicht nur in Russland für ihre Gesichtsbehaarung zur Kasse gebeten. Auch in China und Frankreich sind vergleichbare Abgaben erhoben worden: Pionier der Bartsteuer war angeblich Hóngwǔ , der Kaiser von China in den Jahren 1368 bis 1398. Anstehende Baukosten für einen Sommerpalast sollen den Kaiser, der die Ming-Dynastie einläutete, dazu bewegt haben, eine ähnliche Steuer für sein Reich einzuführen.
In Frankreich war es König Franz I., welcher eine Bartsteuer einführte. Mit Unterstützung des Papstes in der Hinterhand verfügte der König, selbst Träger eines Vollbarts, dass von da an jeder barttragende Kirchengänger eine Abgabe zu zahlen hatte. Auch hier sträubten sich viele der ärmeren Betroffenen gegen die neue Steuer. Da die wohlhabenderen Geistlichen die Abgabe jedoch meistens kommentarlos bezahlten, mussten sich die Ärmeren der Rasierklinge machtlos ergeben. Im Jahr 1561 wurde die Bartsteuer in Frankreich wieder abgeschafft, jedoch nicht aus Kulanz: Das Parlament hatte kurz zuvor das Tragen von Bärten für alle Geistliche verboten! Zumindest unter den Kirchengängern gab es somit keine Ungleichheit mehr.
Wie viele Steuern wurde auch die Bartsteuer meistens dann eingeführt, wenn es finanzielle Probleme zu lösen galt.