Numismatik

Kurantmünzen: Zweiter Frühling für historisches Gold

Historische Goldmünzen als Krisenvorsorge

Kurantmünzen waren einst der goldene Notgroschen der Menschen. Das galt im Deutschen Kaiserreich wie auch in England, Frankreich, der Schweiz und anderen europäischen Staaten. Mehr als 100 Jahre später erfreuen sich Goldmünzen aus früheren Zeiten großer Beliebtheit bei Edelmetall-Anlegern. Woher kommt der Hype um die historischen Goldstücke?

Während in unseren Geldbörsen heutzutage durchweg unedle Metalle wie Kupfer und Nickel oder neuartige Legierungen wie das „nordische Gold“ der Umlaufmünzen zwischen 10 und 50 Eurocent zu finden sind, glich das Bezahlen in früheren Generationen fast einer Schatzsuche. Sogenannte Kurantmünzen zeichnen sich genau dadurch aus, dass ihr Nennwert fast vollständig oder sogar komplett durch ihren Metallwert gedeckt ist. Bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts war es völlig üblich, höhere Nominale einer Währung in Silber zu prägen. Ein paar Epochen weiter zurück wurde sogar Gold eingesetzt. Insbesondere zur Herstellung von Handelsmünzen für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr.

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Weltkrieg besiegelt Ende der Golddeckung

Wie sehr sich die Zeiten in numismatischer Hinsicht geändert haben, wird besonders beim Blick auf die Münzprägung im Deutschen Kaiserreich eindrucksvoll deutlich: Pfennig-Münzen wurden aus Bronze hergestellt, größere Umlaufmünzen zu einer halben und einer ganzen Mark enthielten einen hohen Silberanteil. Daneben gab es Zahlungsmittel zu 5, 10 und 20 Mark mit einer Legierung von 900/1000 Teilen Gold. Erst mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges rückte die Reichsregierung vom garantierten Umtausch von Papiergeld in Gold ab und besiegelte damit de facto das Ende der Golddeckung der deutschen Mark.

Kurantmünzen erobern Europa

Auch wenn das Deutsche Kaiserreich nicht Mitglied der 1865 gegründeten Lateinischen Münzunion (LMU) war, ähnelt die kaiserliche Prägepolitik doch stark den einheitlichen Gewichten und Größen, die die LMU-Mitgliedsländer festlegten. So waren bis in das 20. Jahrhundert hinein in ganz Europa goldene und silberne Kurantmünzen normaler Bestandteil des Geldverkehrs. Durch die Deckung mit Edelmetallen sollten Stabilität, Konkurrenzfähigkeit und Akzeptanz im grenzüberschreitenden Handel gewährleistet werden.

Wiedergeburt als Investment

Das Zeitalter goldener und silberner Münzen als Zahlungsmittel ist längst vorbei. Doch die einstigen Prägungen gehören keinesfalls ins Altmetall, sondern feiern eine fulminante Wiedergeburt: Silbermünzen mit Umlauferscheinungen sind als sogenanntes „Junk Silber“ zum Kilopreis zu bekommen. Deshalb haben viele Edelmetallhändler Kurantmünzen längst ins Sortiment aufgenommen. In der Numismatik wird das Gegenteil einer Kurantmünze als Scheidemünze bezeichnet. Hier liegt der Nennwert also deutlich über dem Metallwert.

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Akzeptiert und erschwinglich

Ein Blick in die Geschichte der Münzprägung macht deutlich: Kurantmünzen sind so alt wie die Numismatik selbst. Bereits vor Christus wurden Handelsmünzen in Gold geprägt. Das Beispiel der Lateinischen Münzunion aus dem 19. Jahrhundert macht deutlich, dass Gold und Silber bereits vor über 100 Jahren gewichtige Argumente im Welthandel waren. Und auch heute sind Kurantmünzen bei Anlegern begehrt. Nicht zuletzt, weil sie in aller Welt bei Edelmetallhändlern akzeptiert werden und auch bei kleinen Anlagebeträgen im Gegenwert von wenigen hundert Euro erschwinglich sind. Zudem bieten die meisten Kurantmünzen ein gutes Euro-pro-Gramm-Verhältnis. Denn anders als bei neuwertigen Münzen fallen die Prägekosten hier nicht mehr ins Gewicht. Schließlich wurden genau die bereits vor über 100 Jahren bezahlt.

Alter, Feingehalt und Marktwert ermöglichen Steuerbefreiung

In Deutschland freuen sich Sammler und Edelmetallanleger zudem über eine unkomplizierte Behandlung von Kurantmünzen bei der Mehrwertsteuer. Wenn mehrere Regeln erfüllt sind, fällt für die Münzen keine Mehrwertsteuer an. Dafür müssen die Kurantmünzen nach dem Jahr 1800 geprägt sein und einen Feingehalt von mindestens 900/1000 Stücken Gold enthalten. Zudem müssen sie offizielles Zahlungsmittel gewesen sein oder weiterhin sein. Außerdem darf der aktuelle Handelspreis nicht mehr als das 1,8-fache des aktuellen Goldwertes ausmachen. Gut zu wissen: Die gängigen Kurantmünzen aus dem 19. Jahrhundert erfüllen diese vier Kriterien ohne Probleme.

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Kurantmünzen als Krisenvorsorge

Obendrein sind Kurantmünzen für viele Anleger eine ganz praktische Form der Krisenvorsorge. Sie möchten auf große Stückelungen verzichten, weil sie bezweifeln, dass im Krisenfall eine Goldunze oder ein Goldbarren im täglichen Tauschhandel einsetzbar wären. Dagegen erscheint eine Münze, die aktuell einen Gegenwert von 200 bis 300 Euro hat, als geeignet, im Falle eines Zusammenbruchs des Währungssystems für Waren des täglichen Bedarfs eingetauscht zu werden.

Weltrekord für Großbritannien

Zu den beliebtesten Kurantmünzen zählt neben den Goldmünzen des Deutschen Kaiserreichs vor allem eine Schweizer Goldprägung: Die Goldvreneli war zwischen 1897 und 1949 auf den schweizerischen Goldmünzen zu sehen und wurde in dieser Zeit fast 60 Millionen Mal geprägt. Weltrekordhalter bei der Münzprägung ist allerdings noch eine andere Kurantmünze. Der Sovereign aus Großbritannien wurde erstmals 1489 und in der aktuellen Version seit 1817 geprägt. Anders als bei der Vreneli laufen die Münzprägemaschinen mit Sovereign-Prägestempeln bis heute – die Nachfrage nach dieser Kurantmünzen-Legende ist ungebrochen.

Fotos: MDM

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