Numismatik
Vom Taler zum Euro
Als erste deutsche Hauptsilbermünze bis zur heutigen Gemeinschaftswährung
Währungsumstellungen, wie zuletzt die zum Euro im Jahr 2002, hat es in der deutschen Geldgeschichte schon mehrfach gegeben.
Davor löste beispielsweise die neu eingeführte Mark mit Gründung des Kaiserreichs 1871 sukzessive alle bisherigen Münztypen und Währungen in dem regional zersplitterten Territorium ab, darunter auch den bis dahin über Jahrhunderte dominierenden Silbertaler. Allerdings ist es nur wenigen Generationen vergönnt gewesen, eine solche historische Zäsur selbst hautnah mitzuerleben.
Heutigen Sammlern, die Zeugen der Euro-Einführung sind, bietet sich deshalb die besondere Chance, eine eigene Sammlung „vom Taler zum Euro“ aufzubauen und damit ein interessantes Stück deutscher Münzgeschichte zu dokumentieren.
Sechs Silbermünzen aus der Vor-Kaiserreich-Zeit bis heute
Einen hilfreichen Zugang – gerade für Einsteiger – bietet die unter genau diesem Titel aktuell im Fachhandel angebotene Kollektion aus sechs exemplarischen Silbermünzen, die jeweils eine politische und geldhistorische Epoche repräsentieren. Sie könnte den fachlich ausgesuchten Grundstock liefern für eine eigene Sammlung, die sich flexibel und individuell nach allen Seiten ausbauen lässt.
Den historischen Anfang macht Preußens Krönungstaler von 1861, der somit genau zehn Jahre vor Reichsgründung für den Ausklang der Taler-Ära steht. Sonderprägungen anlässlich der Krönung eines Herrschers sind vielfach aus der deutschen Münzgeschichte bekannt. Eine besondere Stellung nimmt hierbei jener Silbertaler ein, der die Krönung von Wilhelm I. zu Königsberg am 18. Oktober 1861 würdigt. Er präsentiert ein Doppelporträt des Königs und seiner Gemahlin Augusta, geborene Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach, im Krönungsornat.
Die Rückseite zieren deren gekrönte Initialen sowie Preußens Wahlspruch „SUUM CUIQUE“ (Jedem das Seine), kreisförmig angeordnet um den zentralen Wappenadler mit Zepter und Reichsapfel.
Auf den Taler folgte die Mark
Mit Gründung des Kaiserreichs 1871 wurde das Gesetz über die Ausprägung von Reichsgoldmünzen zu 10 und 20 Mark verabschiedet, womit der Übergang zu einer neuen, für ganz Deutschland einheitlichen Dezimalwährung begann: der Mark zu 100 Pfennigen. Im Jahr 1908 verloren dann auch die letzten Taler hierzulande ihre Gültigkeit und wurden vom Wert her durch neue 3-Mark-Stücke ersetzt, die wie der Krönungstaler aus 900er Silber bestehen.
Auf den Wertseiten tragen sie einheitlich für alle deutschen Staaten das Reichsadlerwappen. Dagegen zieren ihre Vorderseiten – mit Ausnahme der Stadtstaaten – die Porträts der jeweiligen Landesherrscher. Bei dem hier gezeigten Exemplar aus dem Jahr 1908 ist es König Wilhelm II. von Preußen, der zugleich letzter deutscher Kaiser war. Das kleine „A“ am unteren Münzrand der Porträtseite verweist – wie beim Krönungstaler – schon damals auf die Münzstätte Berlin. Nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs und der nachfolgenden Hyperinflation begann sich die Währung in den Goldenen Zwanzigern zu stabilisieren.
Mit der Reform vom November 1923 entsprach eine Billion alte Mark nun einer Rentenmark. Diese wurde im Jahr darauf durch die Reichsmark ergänzt und später ersetzt. Bereits ab 1925 erschienen die ersten Gedenkmünzen der Weimarer Republik. Sie wurden in 500er Silber mit Nennwerten zu 3 und 5 Reichsmark herausgegeben. Ihre Vorderseiten waren nicht mehr wie zu Kaiserreichzeiten von Monarchenporträts geprägt, sondern präsentierten zahlreiche attraktive Motive. Darunter ist beispielsweise eine Ausgabe von 1930, die den erfolgreichen Weltflug des Luftschiffes „Graf Zeppelin“ im Vorjahr würdigte.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde das Geldwesen deren kriegspolitischen Zielen unterstellt, weshalb nur wenige Silbermünzen diese Epoche dokumentieren. Das vielleicht aussagekräftigste politische Münzmotiv ist das Porträt des 1934 gestorbenen, letzten Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. Es erschien erstmals ein Jahr nach seinem Tod auf 5-Reichsmark-Stücken und sollte nach außen Kontinuität vorgaukeln, während NS-Diktator Adolf Hitler das Amt des Reichspräsidenten mit dem des Kanzlers in seiner Person vereint und damit die unheilvolle Epoche des Dritten Reichs eingeläutet hatte.
Nach Kriegsende folgte am 20. Juni 1948 in den damaligen westlichen Besatzungszonen die Geburtsstunde der Deutschen Mark. An dieses bedeutsame Datum erinnerte fünfzig Jahre später eine 10-DM- Gedenkmünze der Bundesrepublik in Sterlingsilber (925/1000), die in einer numismatischen Collage verschiedene Kursmünzen zu 1, 2 und 5 D-Mark darstellt.