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Fehlprägung bei 20-Euro-Münze?
Silbermünze „100. Geburtstag Ernst Otto Fischer“ enthält diverse Prägefehler
Die Meldung geisterte gestern durch verschiedene Medien der DuMont-Gruppe und sorgte für einige Furore: Fehlprägung bei deutscher 20-Euro-Gedenkmünze „100. Geburtstag Ernst Otto Fischer“ aufgetaucht! Tatsächlich sind Teile der Stempelglanz-Reihe 2018 nicht fehlerfrei geprägt worden.
Die Bildseite der im Oktober 2018 verausgabten Münze (Sterlingsilber, 925/1000) zeigt ein vereinfachtes Modell der Forschungsarbeit, die Fischer und seinem britischen Kollegen Geoffrey Wilkinson 1973 den Chemie-Nobelpreis einbrachte: die Doppelkegelstruktur der metallorganischen Verbindung „Dibenzolchrom“. Wesentlicher Bestandteil dieser sogenannten Sandwichstruktur sind insgesamt 12 Kohlenstoffatome, die durch ein größeres Chromatom verbunden sind – im stilisierten Modell auf der Münze jeweils als Punkte dargestellt. Macht in Summe 13 Punkte auf dem Motiv von Künstlerin Katrin Pannicke aus Halle/Saale.
Fehlprägung: 13 Atome, 14 Punkte
Vermutlich einige hundert der etwa zwei Millionen 20-Euro-Münzen enthalten aber nicht nur 13, sondern gleich 14 Punkte. In fast allen uns bekannten Fällen handelt es sich um beinahe kreisrunde Vertiefungen, die kaum als Fehler ins Auge fallen würden, wenn man das Originalmotiv nicht kennt. Verschiedene Onlinemedien, wie Focus oder Hamburger Morgenpost zitieren hier Guy Franquinet. Der Crailsheimer ist IHK-Sachverständiger im Bereich Numismatik mit besonderer Expertise für deutsche Münzen ab 1871 und Euro-Umlaufmünzen.
Wanderatom auf Fischer-Münze
Franquinet mutmaßt, dass irgendetwas „zwischen Stempel und Rohling gekommen sein“ muss. Die Optik der fehlerhaften Stellen lässt genau das vermuten. Naheliegend ist, dass ein Prägestempel schlicht nicht ausreichend gründlich gereinigt wurde. So wurde vermutlich ein verirrtes Staubkorn unfreiwillig zum 14. Atom auf der Fischer-Münze. Dafür spricht auch, dass die Prägefehler immer an verschiedenen Stellen der Münze auftauchen. Wir haben es also mit einem Wanderatom zu tun. Geprägt wurde die 20-Euro-Silbermünze im Bayerischen Hauptmünzamt, sie weist demnach das Prägezeichen „D“ auf.
Nur Stempelglanz-Auflage betroffen
Betroffen sind lediglich Exemplare in Stempelglanz-Qualität – und die auch nur auf den Bildseiten. Die Wertseiten mit dem Bundesadler sind vollkommen fehlerfrei geprägt. Die hochwertigeren Münzen der Sammlerqualität Spiegelglanz seien hingegen nicht betroffen. So sah es direkt nach Ausgabe der Münzen im Herbst 2018 auch das Bundesfinanzministerium. Gleichzeitig verwies man darauf, dass man bei Stempelglanz-Prägungen, wie den hier betroffenen Fischer-Münzen, keine lupenreine Prägeoberfläche erwarten dürfe.
Wertsteigerung bleibt abzuwarten
Da unklar ist, wie viele der Münzen genau von dem Prägefehler betroffen sind, bleibt es spekulativ, ob sie im Wert schon so einen erheblichen Sprung nach oben machen konnten. Franquinet geht jedoch davon aus, dass man beim „Verkauf sicher ein bisschen mehr dafür bekommen“ könne. Wie bei allen Münzen gilt: Vor allem Angebot und Nachfrage sowie Auflage und Erhaltungsgrad geben den Kurs für eine Wertsteigerung bzw. beim Weiterverkauf vor.
Sicher handelt es sich bei den betroffenen Fischer-Münzen um eine Art Fehlprägung. Dennoch sind solche Themen mit Vorsicht zu genießen. Gerade in den letzten Monaten vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Onlinemagazin diese oder jene seltene und fehlerhaft geprägte 2-Euro-Münze vorstellt, die ihren Besitzer mit einem Schlag zum Millionär machen könnte. Häufig handelt es sich dabei um reines Clickbaiting, das ahnungslose Leser schnell in die Irre führen kann. Solche Schlagzeilen gehen dann letztlich auch ein Stück weit auf Kosten des Hobbys Münzensammeln. Oftmals sind die Münzen nämlich weder selten noch fehlerhaft geprägt. Stattdessen sieht man Fotos einer abgegriffenen Umlaufmünze mit ihren ganz normalen Gebrauchsspuren. Wer eine der seltenen Münzen mit Prägefehler besitzt, sollte sie gut hüten.
Dem Naturwissenschaftler Fischer, der 2007 gestorben ist, hätte es vielleicht gefallen, dass ausgerechnet mikroskopisch kleine organische oder anorganische Partikel seiner Gedenkmünze das Leben schwer machen.
Künstlerin: Katrin Pannicke