Numismatik

2-Euro-Gedenkmünze „50 Jahre Kniefall von Warschau“: Motiv und Auflage

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Künstler Bodo Broschat arbeitet mit starken Symbolen

Das Motiv zur 2-Euro-Gedenkmünze „50 Jahre Kniefall von Warschau“ zeigt Willy Brandts historische Geste – das wurde heute offiziell bekanntgegeben. Auch zur Auflagenhöhe gibt es schon eine Aussage.

Für deutsche Münzsammler und Numismatiker endete der Oktober 2019 mit einem Paukenschlag. Der November startet nicht weniger aufregend. In der letzten Kabinettssitzung des Vormonats wurde das Motiv der kommenden 5-Euro-Münze „Subpolare Zone“ (Ausgabe im September 2020) beschlossen. Nun hat die Bundesregierung auch für 2-Euro-Fans eine Neuigkeit parat: Die 2-Euro-Gedenkmünze „50 Jahre Kniefall von Warschau“, die im August angekündigt wurde, wurde offiziell beschlossen. Damit einher geht traditionell auch die Erstveröffentlichung des Motivs.

In einer Pressemitteilung hat das Bundesfinanzministerium Broschats Entwurf jetzt erstmals gezeigt:

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Wie kann eine 2-Euro-Gedenkmünze „50 Jahre Kniefall von Warschau“ aussehen?

Keine 26 Millimeter Durchmesser bringt eine 2-Euro-Münze als Prägefläche mit. Nicht gerade ausschweifend viel Platz für ein vielschichtiges, detailliertes Motiv. So war es im Vorfeld durchaus die Frage wert, wie die 2-Euro-Gedenkmünze „50 Jahre Kniefall von Warschau“ aussehen wird. Eine realitätsgetreue Abbildung des historischen Moments, eine stilisierte Symbolabbildung? Oder würde ein simples Porträt von Altkanzler Willy Brandt dem Anlass der Prägung ausreichend gerecht werden? In Sachen Platz wäre das jedenfalls problemlos zu realisieren, wie zahlreiche 2-Euro-Münzen der Euro-Staaten beweisen. In Deutschland wurde dieses Privileg bisher übrigens nur Brandts Kanzlernachfolger Helmut Schmidt (2018) zuteil. Numismatische Eignung, wenn man so will, hat Willy Brandt jedoch schon längst bewiesen. Immerhin war sein Konterfei zwischen 1994 und 2001 auf der 2-Mark-Münze zu sehen.

Kniefall von Warschau

Brandt, von 1969 bis 1974 deutscher Bundeskanzler, nutzte seine Regierungszeit für eine Erneuerung der Ostpolitik. Man sprach vom Wandel durch Annäherung und begann so, den Eisernen Vorhang lange vor Mauerfall vorsichtig bereits ein Stück zu öffnen – wenigstens symbolisch. Bedeutsamer Teil dieses Wandels war – am Rande der politischen Geschehnisse – vor allem eine Geste, die es zu historischer Relevanz brachte: der Kniefall von Warschau. Unmittelbar vor Unterzeichnung des Warschauer Vertrags am 7. Dezember 1970 besuchte der SPD-Politiker das Denkmal der Helden des Ghettos, das dem Aufstand im Warschauer Ghetto von 1943 gedenkt. Dass Brandt bei seiner dortigen Kranzniederlegung nicht obligatorisch stehend, sondern auf seine Knie gesunken innehielt, sorgt weltweit für Aufsehen. Obgleich nicht ausgesprochen, wurde seine demütige Geste zu Recht als Bitte um Vergebung für die deutschen Kriegsverbrechen verstanden. Für seine neue Ostpolitik erhielt Brandt 1971 den Friedensnobelpreis.

Motiv von Bodo Broschat

Nun hat das Bundesfinanzministerium die Katze aus dem Sack gelassen: Als Sieger des Münzwettbewerbs für die 2-Euro-Gedenkmünze „50 Jahre Kniefall von Warschau“ setzte sich Bodo Broschat durch. Sein Entwurf zeigt Brandts berühmte Demutsgeste vor dem Denkmal der Helden des Ghettos – so die offizielle Bezeichnung der Gedenkstätte – in beinahe fotografischer Genauigkeit. So wird die 2-Euro-Gedenkmünze „50 Jahre Kniefall von Warschau“ in „äußerst feiner Relieftechnik gearbeitet und greift starke Symbole auf“. Letzteres tut sie ohne Zweifel, denn Teil des Warschauer Ghetto-Ehrenmals mit seiner steinernen Stele sind eine Bronzeabbildung der Ghetto-Helden sowie zwei bronzene Menoras als Flanken, wobei die Münze nur einen der siebenarmigen Leuchter abbildet.

Wertseite, Auflage, Ausgabetermin

Die Wertseite entspricht der Wertseite der klassischen 2-Euro-Umlaufmünzen und ist in ihrer jetzigen Form seit 2007 im Einsatz. Neben dem Nominal zeigt sie eine Europakarte ohne Ländergrenzen. Ausgabetermin der 2-Euro-Münze „50 Jahre Kniefall von Warschau“ wird voraussichtlich der 8. Oktober 2020. Übrigens Willy Brandts 28. Todestag und zugleich nur wenige Wochen vor dem eigentlichen Jahrestag der weltweit bekannten Szene, die sich am 7. Dezember 1970 ereignete. Laut Bundesfinanzministerium liegt die Auflagenhöhe bei „voraussichtlich 30 Mio. Stück“. Als sogenannte Umlauf-Gedenkmünze ist sie gesetzliches Zahlungsmittel im gesamten Euro-Raum.

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