Numismatik

2-Euro-Gedenkmünzen: Europas beliebtestes Sammelgebiet wird 15

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2-Euro-Gedenkmünzen starteten 2004 mit griechischer Ausgabe

2-Euro-Gedenkmünzen bestechen weder durch hochpreisiges Edelmetall, noch durch Kleinstauflagen. Und trotzdem: Europaweit ist das Sammelgebiet über die Maße hinaus beliebt.

Ein Gastbeitrag von Wolfgang Erzinger, Herausgeber und Chefredakteur des Deutschen Münzen Magazins.

Sie sind nicht aus Edelmetall, sondern nur aus Kupfer, Nickel und Zink in zwei unterschiedlich gefärbten Legierungen. Zumeist haben sie auch keine außergewöhnlich kleinen Auflagen, die Raum für Wertsteigerungsphantasien geben könnten. Und doch sind 2-Euro-Gedenkmünzen das beliebteste Numismatik-Thema der Eurozone. Keine andere Münzspezies wird länderübergreifend häufiger gesammelt. Es sind die einzigen Gedenkmünzen der Währungsunion, die im gesamten Euroland offizielles Zahlungsmittel sind. Heißt zum Beispiel: Während man mit einer deutschen 5-Euro-Münze mit Polymerring in Deutschland theoretisch einkaufen kann, gilt sie – Euro-Nominal hin oder her – außerhalb ihres Ausgabelandes nicht als Zahlungsmittel.

Griechenland als Vorreiter

Gestern vor 15 Jahren, nämlich am 12. Mai 2004, erschien die Erstausgabe dieses Top-Sammelgebiets. Als Motiv trägt sie die Statue eines antiken Diskuswerfers. Ausgabeanlass waren die Olympischen Sommerspiele, die im selben Jahr in Griechenlands Hauptstadt Athen ausgetragen wurden. Zu diesem Großereignis hatten die Griechen eine Euro-Gedenkmünze beantragt, die in Millionenauflage für das Sportfest werben und zum Nennwert in Umlauf gebracht werden sollte. Das war eine echte Neuerung, denn mit der Einführung von Euro und Cent im Jahr 2002 hatte man sich auf europäischer Ebene zunächst darauf geeinigt, es vorläufig bei den bekannten nationalen Seiten der Kursmünzen zu belassen. Einerseits sollte die Bevölkerung sich erst einmal an das neue Kleingeld gewöhnen. Andererseits war es gegenüber den bisherigen Währungen ohnehin vielfältig genug mit seinen zwölf unterschiedlichen Länderversionen. Nun aber glaubte man, den relativ fälschungssicheren Höchstwert zu zwei Euro für Gedenkmotive freigeben zu können. Der Siegeszug der 2-Euro-Gedenkmünzen begann.
Die „Heimkehr“ der Olympischen Sommerspiele – 2004 Anlass für die erste 2-Euro-Gedenkmünze überhaupt

Deutsche 2-Euro-Gedenkmünzen seit 2006

Noch im selben Jahr schlossen sich Italien, Luxemburg, San Marino und der Vatikan an. Weitere Länder folgten. Deutschland startete knapp zwei Jahre später, Anfang 2006, seine Bundesländerserie – eine Motivreihe mit Sehenswürdigkeiten, wie sie von den Lesern des Deutschen Münzen Magazins damals in einer Umfrage vorgeschlagen worden war. Diese Serie ist umstandsgemäß limitiert: Final stehen noch drei Ländermotive aus. Erst im Januar 2019 erschien die diesjährige Ausgabe – das Sondermotiv „Bundesrat“. Dabei ist es unerlässlich, gut zu planen, denn: Jedem Land sind maximal zwei 2-Euro-Gedenkmünzen pro Jahr erlaubt. Über die Einhaltung dieses Gesetzes wacht die Europäische Zentralbank (EZB).

Kostengünstiges Sammelgebiet mit großer Motiv-Vielfalt

Mittlerweile sind alle Euroländer in der Sammlung vertreten und machen sie damit zu einer Kollektion mit unvergleichlicher Motiv-Vielfalt. Was bei teuren Edelmetall-Münzen manch einen Sammler vielleicht an die Grenzen seiner finanziellen Belastbarkeit bringt, löst bei den meisten 2-Euro-Sammlern nur ein breites Grinsen aus: Sie freuen sich eher über das rasche Wachsen ihrer Kollektion, als dass sie sich Sorgen über die Kosten machen müssten. Gleichzeitig und vor allem aus diesem Grund sind die 2-Euro-Gedenkmünzen die beste numismatische Nachwuchsförderung, denn sie sind geradezu prädestiniert für (Wieder-) Einsteiger, die ein fest umrissenes Sammelgebiet zu überschaubaren Kosten suchen.

Gemeinschaftsausgaben als besondere 2-Euro-Gedenkmünzen

Speziell Kleinstauflagen aus Kleinstaaten erfreuen sich aufgrund geringer Auflagen großer Beliebtheit und übersteigen ihren Nominalwert schnell. Bestes Beispiel dafür ist die monegassische 2-Euro-Gedenkmünze „Grace Kelly“ von 2007 (siehe Titelbild), ausgegeben anlässlich des 25. Todestages der beliebten Fürstin Gracia Patricia – deren Auflage beträgt nur 20.000 Stück (Stempelglanz-Qualität). Mit den Gemeinschaftsausgaben aller oder mehrerer Euroländer hat sich seit 2007 eine weitere, sehr besondere Spezies unter den 2-Euro-Gedenkmünzen einen Namen gemacht. Aus Anlass des Jubiläums „50 Jahre Römische Verträge“ einigten sich die damaligen Euroländer erstmals auf eine Gemeinschaftsausgabe. Dazu gesellen sich alle paar Jahre auch Mini-Gemeinschaftsausgaben, wie etwa von Deutschland und Frankreich zum Mauerfall-Jubiläum 2019. Bislang sind insgesamt vier gemeinschaftliche 2-Euro-Gedenkmünzen erschienen:

1. 50 Jahre Römische Verträge (2007)

2. 10 Jahre Wirtschafts- und Währungsunion (2009)

3. 10 Jahre Euro-Bargeld (2012)

4. 30 Jahre Europaflagge (2015)

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Die Originalfassung dieses Editorials ist im Deutschen Münzen Magazin, Ausgabe 3/2019, erschienen.