Numismatik
Madonnentaler – Münzen mit dem Bild der Mutter Gottes
Madonnentaler sind Taler, die als Bild Maria, die Mutter Gottes zeigen. Die Münzen wurden in vielen Varianten von zahlreichen Ländern ausgegeben. Meist wird Maria thronend mit Kind, teilweise betend („Maria orans“), stillend („Maria lactans“) oder als „Nikopoia“ (stehend mit Kind) dargestellt. Auf manchen Münzen wird sie auch als „Immaculata“ gezeigt, dies kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ‚Die Unbefleckte‘. Es soll für Marias unbefleckte Empfängnis stehen. Viele der deutschen Madonnentaler entstanden im Zuge der Gegenreformation zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert. Andere Bezeichnungen für diese Münze, die jedoch nicht häufig verwendet werden, sind Marientaler und Mariataler. Ein weiterer Begriff ist „Sautaler“, da die Bevölkerung zu Zeiten der Regentschaft von Maximilian III. Joseph, ein Schwein mit einem Taler bezahlte.
Der Begriff Madonnentaler ist ein volkstümlicher Sammlerbegriff und leitet sich daraus ab, dass Maria, die Mutter Jesu nach der christlichen Lehre der Dreifaltigkeit, auch die Mutter Gottes ist, da Jesus gleichzeitig als Mensch und Gott gesehen wird. In künstlerischen Darstellungen, die Maria mit Kind oder alleine zeigen, wird Maria oft als Madonna bezeichnet. Dies kommt aus dem Italienischen und bedeutet ‚Meine Dame‘. Daher der Name Madonnentaler.
Madonnentaler als Talisman in katholischen Regionen
Die Taler kommen hauptsächlich aus den Ländern Ungarn, Italien und Bayern. Das häufige Vorkommen der Madonnentaler speziell in diesen Regionen, lässt sich dadurch erklären, dass in Italien die Verehrung der Maria, auch Marienfrömmigkeit genannt, sehr tief in der Bevölkerung verankert war. In Oberitalien war eine Version der Münze namens „Madonnina“ besonders verbreitet zu finden. Außerdem wurde Maria in Ungarn als Schutzheilige („Patrona Hungariae“) angebetet, ebenso in Bayern, dort wurde sie als „Patrona Bavariae“ verehrt. Aus diesem Grund wurden die Taler oft als Talisman genutzt, der den Menschen Glück bringen sollte. Sie wurden außerdem häufig als Schmuck getragen, beispielsweise als Anhänger. Dies ließ die Anzahl der Madonnentaler, von denen sich ohnehin wenig im Umlauf befanden, erneut sinken, und machte sie zu einer begehrten Seltenheit.
Bayrischer Madonnentaler, 1173
Heilen durch die Kraft einer Münze
Die Madonnentaler waren auch in der damaligen Medizin von Bedeutung, denn die Menschen glaubten daran, dass sie die Kraft besitzen, Wunden zu heilen. Dies sollte durch das Auflegen der Münze geschehen. Tatsächlich hatte der große Anteil an Silber die Wirkung, dass die Vermehrung der Bakterien beispielsweise bei einer Infektion aufgehalten wurde, allerdings nur minimal. Aufgrund dieser Wirkung war es auch üblich, ein wenig Silber von den Talern zu kratzen, und dies in einem Mischgetränk den Kranken zu geben. Auch dadurch sollten ihre Wunden und Krankheiten schneller und besser heilen.
Das Sammeln von Madonnentalern
Möchte man den Wert eines Madonnentalers herausfinden, ist dieser besonders abhängig vom Silbergehalt, dem Zustand der Erhaltung und der Seltenheit des Objekts. Es handelt sich bei den Madonnentalern um eine eigene Sammelkategorie, eine vollständige Sammlung zu erlangen ist jedoch schwierig, da es unzählige verschiedene Versionen der Münze mit dem Bild der Maria gibt.
Der Madonnentaler des „Märchenkönigs“ Ludwig II.
Madonnentaler waren in Bayern besonders beliebt, und erschienen unter vielen verschiedenen Herrschern. Ludwig II., der aufgrund seiner eindrucksvollen Bauwerke, wie zum Beispiel Schloss Neuschwanstein, unter dem Namen „Märchenkönig“ bekannt ist, brachte ebenso einen Madonnentaler heraus. Das Münzbild zeigt Maria mit Kind, auf Wolken thronend. Um sie herum ist der Schriftzug „Patrona Bavariae“ zu lesen, der ihre Verehrung als Schutzheilige von Bayern verdeutlicht.