Würzburg: Residenz und Hofgarten in purem Gold!
Trotz des gewaltigen Ansturms von Sammlern und Anlegern auf alles was Gold ist, hielt die Bundesregierung die Auflage des 100-Gold-Euro 2010 konstant: Nur 64.000 Exemplare wurden von jeder der fünf staatlichen deutschen Prägestätten ausgeben. Damit wurde das Wertsteigerungspotential hoch gehalten.
Den Höhepunkt jedes Jahr im Münzausgabeprogramm der Bundesrepublik Deutschland stellt der große Gold-Euro dar, der in einer halben Unze reinstem Edelmetall geprägt wird ist. Außer der Erstausgabe von 2002 („Einführung des Euro“) und der Fußball-WM-Ausgabe von 2005 würdigen alle deutschen 100-Euro-Münzen in einer eindrucksvollen Serie die UNESCO-Welterbestätten in Deutschland. 2010 wurde die Reihe um ein weiteres Prunkstück bereichert, das die barocke Würzburger Residenz samt den zugehörigen Parkanlagen zeigt.
Nicht nur das gelungene Motiv hat dazu beigetragen, dass die Zahl der Bestellungen die geprägte Auflage einmal mehr deutlich überstieg. Es ist aber auch der anhaltende Run auf Gold, der die Nachfrage weiter nach oben treibt. Denn es sind nicht mehr nur Sammler, die sich heute für Goldmünzen interessieren, sondern vermehrt auch Geldanleger, die in Zeiten der Finanzkrise den „sicheren Hafen“ ansteuern, den das gelbe Edelmetall verspricht. Aber die Verantwortlichen im Bundesministerium der Finanzen in Berlin haben sich nicht vom Gedanken an einen höheren Münzgewinn leiten lassen, sondern sind standhaft geblieben: Die Auflage wurde gegenüber den Vorjahren nicht erhöht. Es blieb also auch 2010 bei insgesamt 320.000 Halbunzenstücken, 64.000 aus jeder der fünf staatlichen Münzstätten, die sich durch die Prägebuchstaben A (Berlin), D (München), F (Stuttgart), G (Karlsruhe) und J (Hamburg) unterscheiden. So ist sichergestellt, dass auch die diesjährige Ausgabe der erfolgreich UNESCO-Welterbe-Serie nicht zum Ladenhüter wird und ihr Wertsteigerungspotential ausspielen kann.
Hochgelobter Entwurf
Der Entwurf des Berliner Grafikers Dietrich Dorfstecher mit seiner realistischen Darstellung der Palastanlage hebt sich, so das Preisgericht, „aus der Vielzahl der qualitätsvollen Mitbewerber durch seine detailgetreue und vollständige Wiedergabe des Welterbes ab“. Die barocken Elemente Residenz und Hofgarten seien mustergültig künstlerisch wiedergegeben und auch der Residenzplatz mit dem 1894 errichteten Brunnen der Frankonia, der Schutzheiligen Frankens, findet sich in einer ausgewogenen Wertigkeit auf der Bildseite der Münze wieder. Die Wertseite spreche durch ihre klare Gestaltung an, die mit der Bildseite in Einklang steht. Die „würdige Darstellung des Bundesadlers“ auf der klar gestalteten Wertseite wird von der Jury, der auch der Würzburger Oberbürgermeister Georg Rosenthal angehörte, ebenfalls lobend erwähnt. Wörtlich heißt es: „Insgesamt stellt die Arbeit ein künstlerisch anspruchsvolles Werk dar, das durch hohen Wiedererkennungswert und harmonische Gestaltung die Identifikationskraft dieses Welterbes bemerkenswert widerspiegelt.“
Unmittelbar nach der Entscheidung über den 1. Preis informierte der Vorsitzende des Preisgerichts, derMünchner Bildhauer Erich Ott, seinen Kollegen über den Sieg im Münzwettbewerb. Nach seinem Erfolgsgeheimnis befragt, meinte der Grafiker aus Berlin bescheiden: „Die Sorgfalt der Vorbereitung hat sich ausgezahlt“. Der heute 77-jährige Dorfstecher ist eigens für diese Arbeit nach Würzburg gereist, um die gewaltige Palastanlage persönlich auf sich wirken zu lassen. „Das kann man nicht von einer Postkarte abmalen“, meint der Künstler.
UNESCO-Welterbe
Die Würzburger Residenz wird von der UNESCO als „das einheitlichste und außergewöhnlichste aller Barockschlösser“ betrachtet. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut, stellt sie unbestritten einen der strahlendsten Fürstenhöfe Europas dar. 1981 wurde die Palastanlage samt Hofgärten als eines der ersten deutschen Ensembles von der UNESCO in die Liste des Kulturerbes der Welt aufgenommen. Die Würzburger Residenz gilt durch das Zusammenwirken von Künstlern aus vielen Ländern Europas als „Synthese des europäischen Barock“.
Die angesehensten Architekten ihrer Zeit steuerten Entwürfe bei, die Ausführungspläne zeichnete Balthasar Neumann, der berühmte Hofbaumeister des Fürstbischofs. Bildhauer und Stuckateure kamen aus Italien, Flandern oder München. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde die gewaltige Palastanlage in über 40-jähriger Arbeit vorbildlich wiederaufgebaut und restauriert. Heute ist die Residenz mit den Hofgärten eine Touristenattraktion, die jährlich über 300.000 Besucher anlockt.