Numismatik
Stater und Siglos aus Lydien
So reich wie Krösus sein…
Diesmal führt unser Antike-Bericht weit zurück bis zu den Anfängen der westlichen Münzgeschichte: Mitte des 6. Jh. v. Chr. ließ der letzte lydische König Krösus Münzen aus Gold und Silber prägen – Basis seines unermesslichen Reichtums.
„Bin ich Krösus?!“ Diese Formel ist häufig zu hören, wenn jemand betonen will, nicht über unermessliche Geldmittel zu verfügen oder ganz einfach umgangssprachlich „knapp bei Kasse“ zu sein.
Ähnlich wie der Ausspruch „Geld stinkt nicht“ (lateinisch: Pecunia non olet), der ursprünglich vom römischen Kaiser Vespasian stammt, gehen auch die heute noch verwendeten Redewendungen rund um Krösus auf die Antike zurück, in dem Fall jedoch noch weiter bis in das griechische Altertum.
Sie beziehen sich auf Kroisos, den letzten König von Lydien (ein historischer Landstrich in Kleinasien auf dem Gebiet der heutigen West-Türkei), der Mitte des sechsten vorchristlichen Jahrhunderts bis zur Eroberung durch die Perser regierte. In jener Wiege der abendländischen Münzgeschichte waren zwar sogar schon vor Kroisos Münzen geprägt worden, doch erst er machte das neue Hartgeld populär.
Berühmt durch gemünztes Gold und Silber
Tatsächlich erlangte er vor allem dadurch seine sprichwörtliche Berühmtheit „reich wie Krösus sein“, dass er als erster sein Gold und Silber für alle sichtbar machte, es in großen Mengen zu Münzen prägen ließ und damit gewaltige Gewinne erzielte. Beredte Zeitzeugen dieser historischen Tat sind der hier abgebildete Gold-Stater und der silberne Siglos.
Beide Münzen tragen motivgleich das markante Siegel von König Kroisos, das einen Löwen im Kampf mit einem Stier darstellt. Die schlicht gestalteten Rückseiten der Münzpioniere wurden dagegen lediglich doppelt nebeneinander mit quadratischen Stempeln behauen, was jeweils eine Vertiefung formte, das sogenannte Quadratum incusum.
Unterstützt wurden der legendäre Reichtum und die Münzprägung des Kroisos seinerzeit durch die damaligen Gold- und Silbervorkommen in seinem Land, aber auch durch Kriegsbeute und Steuer-/Tributzahlungen eroberter griechischer Städte. Als heutiger Numismatiker hat man die einzigartige Möglichkeit, an dem unermesslichen Reichtum des Kroisos Teil zu haben, ohne selbst ein Krösus sein zu müssen.
Je nach Erhaltung dürfte die eine oder andere Münze des antiken Herrschers, die einst durch ihre Verbreitung zu dessen Berühmtheit beigetragen hatte, auch für Normalsammler noch erschwinglich sein. Wobei dem eigenen Anspruch nach oben fast keine Grenzen gesetzt sind.
Das hier abgebildete Exemplar des Gold-Staters etwa erzielte auf einer Auktion letzten Mai stolze 6500 US-Dollar, wobei Kroisos‘ Silbermünzen in der Regel deutlich günstiger angeboten werden.