Numismatik
Comeback oder Versenkung: Deutsche Politiker auf Münzen
Euro-Einführung verbannte Porträts von deutschen Münzen
Noch vor 18 Jahren war es gang und gäbe, dass wir hierzulande unsere Politiker auch im Portemonnaie mit uns herumgetragen haben. Gleiches galt zweifelsfrei auch für die Alben von Münzensammlern. Mit der Einführung des Euro im Januar 2002 als Bargeld fand dieses Kapitel ein jähes Ende. Bestehen Chancen auf ein geprägtes Comeback für deutsche Kanzler und Präsidenten? Eine Bestandsaufnahme.
Zugegeben: Politiker – wenigstens solche einer aktuellen Regierung – zählen nicht immer zu den unumstrittenen oder beliebtesten Persönlichkeiten des Alltags. Dennoch: Aus numismatischer Sicht sind Staatsoberhäupter und Regenten bereits seit dem antiken Griechenland Teil der Münzprägegeschichte. Ursprünglich war es verpönt, die Konterfeis lebender Persönlichkeiten auf Münzen zu prägen. Diese Würdigung war neben Motiven aus Flora, Fauna und Geometrie vor allem Göttern vorbehalten – ein Umstand, den Ptolemaios I., ein General und Weggefährte Alexanders des Großen sowie späterer König von Ägypten, selbstbewusst zu korrigieren wusste. Seine silberne ägyptische Tetradrachme wurde zwischen 305 und 283. v. Chr. geprägt. Ptolemaios‘ Beispiel fand schnell Nachahmer und ist bis heute weit verbreitete Praxis.
2-Mark-Münzen mit Kanzler-Trio
In Deutschland genießen diesbezüglich vor allem die 2-Mark-Stücke, die zwischen 1969 und 2001 geprägt wurden, eine beinahe ungebrochene Bekanntheit. Mit Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und Willy Brandt reihen sich dort auch drei ehemalige Bundeskanzler ein. Jeder steht rückblickend in seiner Ära für historische Wegmarken:
• Adenauer als erster Bundeskanzler, der untrennbar mit dem Aufbau der noch jungen Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden ist.
• Ludwig Erhard als sein Nachfolger, der bis heute als Vater des Wirtschaftswunders und Begründer der sozialen Marktwirtschaft genannt wird.
• Willy Brandt als Name hinter der „Neuen Ostpolitik“, die den „Wandel durch Annäherung“ erwirken sollte, sein Kniefall von Warschau genießt heute historischen Ruhm.
Identifikation dank Münzprägung
Euro-Einführung verbannt deutsche Politiker
Politiker auf Münzen: Andere Euros machen’s vor
In anderen Ländern der Euro-Zone sieht das schon anders aus: Europaweit einheitlich sind nur die Vorderseiten der Münzen, die das jeweilige Nominal anzeigen. Über die Rückseiten dagegen wird national entschieden. Naturgemäß – viele der Euroländer werden monarchisch repräsentiert – finden sich auf den Euromünzen außerhalb Deutschlands zahlreiche Regenten-Porträts. So etwa in Belgien, den Niederlanden, Spanien oder Monaco. Griechenland dagegen gewährt zumindest seinen politischen Vertretern der älteren Vergangenheit schon eine Prägefläche – beispielsweise dem früheren Premierminister Eleftherios Venizelos (zuletzt 1928 bis 1932). Frankreich ist mit seiner Mitterrand-2-Euro-Münze von 2016 dagegen schon wesentlich näher an der politischen Gegenwart. Ebenso wie die deutsch-französische Gemeinschaftsausgabe „50 Jahre Élysée-Vertrag“ (2013), die die Konterfeis von Kanzler Adenauer und Präsident Charles de Gaulle zeigt.
2-Euro-Gedenkmünze für Helmut Schmidt
2-Euro-Bundesländer-Serie endet 2022
Tradition wiederbelebt: Goldbarren zeigen deutsche Kanzler und Präsidenten
Fehlende Persönlichkeiten auf Umlauf- und Sammlermünzen sind einer der Gründe, warum jene Motivwelt sich auf Gedenkprägungen so großer Beliebtheit erfreut. De facto ist es die Fortsetzung oder Wiederbelebung der eingangs erwähnten jahrzehntelangen Tradition von geprägten Politiker-Porträts. Bekannte Entscheidungsträger wie die Altkanzler Helmut Kohl oder Gerhard Schröder (der heute übrigens seinen 75. Geburtstag begeht) sind untrennbar mit unserem eigenen Leben verbunden. Ein Blick, etwa auf die Abo-Kollektion der Gedenk-Goldbarren mit den Konterfeis deutscher Kanzler und Bundespräsidenten, ist immer auch eine Reminiszenz auf eigene Erinnerungen und Erfahrungen. Nicht selten, weil die lebenden Vorbilder der Münz- und Barrenmotive aufgrund ihrer zeitgenössischen Relevanz auch Namenspatrone für Straßen, Schulen und andere Einrichtungen sind.
Wenn Sie es entscheiden könnten: Wen würden Sie gern auf zukünftigen deutschen Münzen porträtiert sehen? Mehr deutsche Politiker oder doch liebe Köpfe aus ganz anderen Bereichen wie Kultur, Sport und Unterhaltung?
Künstler 2-Euro-Münze im Titelbild: Bodo Broschat